Geschichten

Warum Lust und Endlichkeit zusammengehören

Ein Text über zwei Worte, die selten zusammen genannt werden und doch untrennbar zusammengehören: Lust und Endlichkeit.

Ein ungewöhnliches Paar

Lust und Endlichkeit – zwei Worte, die selten zusammen genannt werden. Und doch gehören sie zusammen. Davon handelt dieser Text.

Einige Zusammenhänge liegen auf der Hand, andere vielleicht weniger. Welcher Zusammenhang ist für dich überraschend, hilfreich, neu?

Lust ist endlich

Lust, Erregung und Orgasmus sind – zum Glück – vergänglich. Sie kommen und gehen und genau in dieser Bewegung liegt das Lebendige.

So füllen und leeren sich die Schwellkörper bei Erregung mit Blut, Lust baut sich auf und verliegt dann auch wieder.

(Wenn ein Penis zu lange erigiert bleibt, führt dies im Extremfall sogar zu einem medizinischen Notfall - es ist also durchaus gut, dass die Lust nicht ewig anhält.)

Es gibt einen Punkt, an dem sich der Orgasmusreflex nicht mehr aufhalten oder rückgängig machen lässt. Der Orgasmus geschieht und ist für immer vorbei.

 

Sexualität verändert sich

Wenn wir die Sexualität über das Leben hinweg betrachten, wird schnell klar, dass sie sich stetig verändert: Einschneidende Lebensereignisse wie Schwangerschaft, Geburt, Partner:innen-Wechsel oder Verlust eines Zugehörigen, (chronische) Krankheiten, das fortschreitende Alter, gemachte sexuelle Erfahrungen, das politische Klima, die Geschlechtsidentität, die persönliche Entwicklung (usw.) beeinflussen die Sexualität massgeblich

  • Wie war deine Sexualität mit 17?
  • Wie erlebst du sie heute?

Sexualität ist immer anders – mal besser, mal schlechter, mal gleich, mal anders.   

Mythos der Stabilität

Medial wird uns oft die Illusion der funktionalen, ewigen-währenden Jugend-Sexualität verkauft. Doch es ist Fakt, dass unerlässlicher Wandel unser Leben und unsere Sexualität auszeichnet: Zellen erneuern sich unaufhörlich, Haare wachsen, die Jahreszeiten kommen und gehen …

Wir sind immer Werdende – bis zum letzten Atemzug. Auch in der Sexualität.

Genau das ist die Grundlage für Entwicklung. Wenn etwas zu Ende geht, entsteht Raum für Neues. Manchmal müssen wir uns bewusst von einem Glaubenssatz, einem Menschen oder einer Vorstellung trennen und damit etwas zu Ende bringen, damit die Lust neu aufblüht oder sich zart zeigt.

Endlichkeit als Lehrerin

Umgekehrt kann es hilfreich sein, sich der eigenen Endlichkeit bewusst zu werden. Wenn du dir ganz klar machst, dass du nicht für immer hast (und der Zeitpunkt der eigenen Endlichkeit auch nicht vorhersehbar ist), was scheint dir dann wirklich wichtig? Im Leben und in der Sexualität?

  • Lebst du sexuell, was du dir wünschst?
  • Darf sich etwas verändern?
  • Wenn dein Leben bald enden würde, könntest du dich sexuell zufrieden verabschieden oder gibt es noch einen Aspekt, der deine Zuwendung und Aufmerksamkeit braucht?

Die Endlichkeit als Helferin zu befragen ist eine Einladung zu bewusstem Genuss.

Einladung zu bewusstem Genuss

Die bewusste Beschäftigung mit Endlichkeit und Vergänglichkeit erinnert uns an die Kostbarkeit und die Einzigartigkeit des Moments und bringt uns in eine Gegenwärtigkeit und ein Wahrnehmen mit allen Sinnen. Sie ruft uns in Erinnerung, dass die Zeit zum Geniessen jetzt ist – ein wesentlicher Faktor sexueller Zufriedenheit!

Und so ist die Antwort auf Endlichkeit in der Sexualität vielleicht genau das: Bewusster Genuss. Sinnlichkeit. Hingabe. Selbstbestimmung. Ein Entdecken der eigenen Bedürfnisse und Antworten, fernab von Normvorstellungen und einengenden Glaubenssätzen.

Schönheitsrituale, die – im Wissen um die Endlichkeit – der Lust einen Raum schaffen und sie bewusst zelebrieren.

lustendlich - der Jahreskreis

Wenn dich diese Fragen bewegen, lade ich dich ein, Teil des Jahreskreises zu werden – eine langsame Entdeckungsreise, die dich im Wissen um deine Endlichkeit einlädt, zu lauschen, auszuprobieren, zu verwerfen und deine Sexualität Woche für Woche zu (ver)wandeln.

Es erwarten dich:

  • 5 Briefe per Post
  • 4 Gruppentreffen mit einer kleinen Frauengruppe
  • 3 persönliche Einzelbegleitungen
  • und eine Überraschung  

Ein Raum für Frauen, die sich mit der Dringlichkeit der Vergänglichkeit erinnern wollen, dass Lust mit Gegenwärtigkeit zu tun hat. Mehr erfahren & anmelden.

Was sagen andere?

Stimmen von Frauen, die zu diesem Thema (Verknüpfung von Lust und Endlichkeit) bereits mit mir gearbeitet haben:

Ich habe gemerkt: Die Zeit ist jetzt!

Dank der Auseinandersetzung mit Endlichkeit und Sexualität habe ich nochmals gemerkt, dass die Zeit jetzt ist. Auf was warte ich noch? Es ist an mir, meine Sexualität in die Hand zu nehmen und sie so zu gestalten, dass es für mich passt. Darin sehe ich auch eine Form von Freiheit und Selbstbestimmung; ich darf selber aktiv werden und mich um mich und meine Bedürfnisse kümmern.

Ich finde es total tröstlich, Endlichkeit mit Sexualität zu verbinden

Es entspannt mich, weil ich immer geglaubt habe, ich müsste alles können und alleine schaffen. Dabei muss ich gar nicht alles können. Woher denn auch? Das Wissen, dass sich Sexualität ändern kann, stimmt mich hoffnungsvoll und zuversichtlich und weckt eine Lust in mir, mich auf den Weg zu machen.

Mich hat es mutig gemacht!

Ich habe mich getraut, meine Gefühle auszudrücken und einer Person zu sagen, dass ich sie liebe. Auch wenn diese Liebe nicht erwidert wird, habe ich nun Klarheit darüber, was mir wichtig ist und was ich im Leben noch erfahren will.

Für mich ist ein grosses Feld aufgegangen.

Gerade dadurch, dass in meiner Sexualität heute Dinge nicht mehr möglich sind, welche früher möglich waren, ist für mich ein grosses Feld aufgegangen. Sexualität bedeutet heute so viel mehr für mich als nur Geschlechtsverkehr. Ich habe Welten entdeckt, die ich ohne diesen Verlust nicht kennengelernt hätte. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit. Wichtig finde ich, den Wandlungsprozess ganz anzunehmen, mich hinzugeben, Veränderung zuzulassen, damit tatsächlich etwas Neues entstehen kann.

Es hilft mir, Erwartungen loszulassen.

Die Verknüpfung von Sexualität und Endlichkeit hilft mir, einen Raum für Reflexion zu betreten, und aus der Metaebene über Sexualität nachzudenken. Ich sehe, wo ich mich unter Druck setze und hohe Erwartungen an mich habe, die ich loslassen kann. Es ist für mich eine Einladung, immer wieder neu zu beginnen. Sozusagen mit dem Anfänger-Geist an die Sexualität heranzugehen und zu schauen, was ist denn jetzt gerade möglich? Wo kann ich noch fluider werden und mit den Wellen des Lebens gehen? Zu merken: Sexualität kann man – also ich – immer wieder lernen!

Weiterdenken

Willst du dir weiter Gedanken machen über den Zusammenhang von Lust und Endlichkeit? Dann schau auf meiner Startseite bei den nächsten Events vorbei oder werde Teil meiner Telegram-Gruppe, wo ich regelmässig sexologische Impulse teile.

Fotos: Justine Kaufmann.

Blog

Ich freue mich auf dich!

Herzlich, Miriam